Hast du schon mal drüber nachgedacht, unter welchem Namen du dein Buch veröffentlichen möchtest? Vielleicht ist für dich klar, dass du gerne deinen richtigen Namen benutzen willst – vielleicht ist dir aber auch bewusst, dass ein Künstlername viele Vorteile bieten kann. Welche das sind, erzähle ich dir heute.
Falls du den Blogartikel lieber im Videoformat sehen möchtest, habe ich dir das passende YouTube-Video unten eingebunden.
Was ist ein Pseudonym?
Ein Pseudonym – oder auch Künstlername – ist ein zumeist fiktiv gewählter Name eines Künstlers, unter welchem er seine Werke veröffentlicht. Das muss nicht nur in der Buchbranche sein, sondern kann auch Musiker oder andere Künstler betreffen.
Es gibt sogenannte geschlossene Pseudonyme, bei denen die wahre Identität des Künstlers immer geheim bleibt, und offene, bei denen der Künstler zu irgendeinem Zeitpunkt in seiner Karriere preisgibt, wer sich hinter dem Künstlernamen versteckt.
Ein berühmtes Beispiel:
Robert Galbraith von der Cormoran-Strike-Reihe ist dir vielleicht ein Begriff. Es handelt sich dabei um das offene Pseudonym von keiner geringeren als Joanne K. Rowling. Geplant war Robert Galbraith eigentlich als geschlossener Künstlername, aber einige Monate nach der Veröffentlichung von “Der Ruf des Kuckucks” ist herausgekommen, dass hinter dem Künstlernamen eine unserer Lieblingsautorinnen steckt, die sich vorgenommen hatte, heimlich, still und leise das Genre zu wechseln und ohne Erwartungshaltung ihrer Leser Bücher zu veröffentlichen. Robert Galbraith ist dementsprechend ein offenes Pseudonym, denn der Leser weiß, wer wirklich hinter dem Autorennamen steckt.
Ob ihr richtiger Autorenname wirklich Joanne K. Rowling lautet oder nicht, wissen wir allerdings nicht, denn sie hat sich bei der Veröffentlichung von Harry Potter vielleicht dafür entschieden, einen Künstlernamen zu nehmen, um ihre wahre Identität zu verschleiern.
Du siehst also den Unterschied: bei einem offenen Pseudonym weiß der Leser Bescheid, bei einem geschlossenen weiß er nicht mal unbedingt, ob es sich überhaupt um einen Künstlernamen handelt.
Warum braucht man ein geschlossenes Pseudonym?
Du hast an meinem Beispiel gerade schon ein paar gute Gründe für einen Künstlernamen gesehen. Da möchte ich noch mal etwas tiefer gehen und dir ein paar mehr Vorteile mit an die Hand geben:
1. Sicherheit
Mit einem Künstlernamen verbirgst du deine Identität. Das heißt, niemand weiß, wie du tatsächlich heißt und dein privates Leben ist etwas mehr geschützt vor deinem öffentlichen. Vielleicht hast du noch gar nichts veröffentlicht, aber stell dir mal vor, du landest eines Tages einen Hit wie Joanne K. Rowling. Das könnte Fans auf den Plan rufen, die sich nicht zu schade sind, beim Einwohnermeldeamt oder im Internet nach deinem Namen, deiner Familie und vielleicht sogar deiner Adresse zu recherchieren.
Ich möchte hier gar nicht schwarz malen, ich möchte dich nur darauf hinweisen, dass ein Leben in der Öffentlichkeit — so groß oder klein wie es sein mag — auch Schattenseiten haben kann — und du dir — gerade wenn du Familie hast — Gedanken darüber machen solltest, wie du sie am besten schützt.
Das gleiche gilt auch, wenn du Romane mit einer klaren politischen Ausrichtung schreibst. Denn auch hier könntest du dir Feinde machen, von denen du nicht möchtest, dass sie deine Adresse oder deine Familienmitglieder kennen.
2. Vereinbarkeit von Kunst und Arbeit
Vielleicht schreibst du auch in einem Genre, das sich mit deiner Arbeit nicht vereinbaren lässt (z. B. Erotik) – um deine Arbeitsstelle nicht in Gefahr zu bringen, würdest du auch hier einen Künstlernamen wählen. Genauso unangenehm wäre es sicher, würden deine Arbeitskollegen oder dein Chef von deiner Leidenschaft erfahren.
3. komplizierter Klarname
Ein weiterer — vielleicht auf den ersten Blick banaler Grund — könnte dein tatsächlicher Name sein, der entweder schwer auszusprechen ist oder überhaupt nicht in das Genre passt, in dem du veröffentlichen möchtest. Stell dir vor, du heißt Saoirse (Sierscha) Delavigne (De le veen) — ja, ich hab mich gerade eiskalt bei einer Schauspielerin und einem Model bedient — und möchtest ein Buch veröffentlichen. Auch wenn dein Name echt schön wäre, überleg mal, wie viele Fehler ein potenzieller Leser machen könnte, wenn er dich in der Buchhandlung sucht. Nicht nur, dass er nicht wüsste, wie er es aussprechen muss, er wüsste vermutlich auch nicht, wie er es schreiben oder für die Buchhändlerin buchstabieren soll. Ein Künstlername kann also auch der Auffindbarkeit dienen.
Das spricht gegen ein geschlossenes Pseudonym
Wenn du bereits unter deinem Namen ein öffentliches Leben führst und eine Fangemeinde um dich herumgesammelt hast, wäre es Blödsinn, ein Pseudonym zu wählen. Zumindest dann, wenn du in dem Bereich veröffentlichst, in dem du auch bekannt bist. Denn so kannst du deine Fangemeinde als Käufer für dein Buch mitnehmen. Insbesondere im Ratgeber-Bereich kann das einen bedeutenden Unterschied in den Verkaufszahlen machen.
Und noch ein kleiner Tipp am Rande: Wenn du dich für einen Künstlernamen entscheidest, solltest du auf jeden Fall einen Impressumservice in Anspruch nehmen.
Welche Vorteile bietet ein offenes Pseudonym?
Nachdem wir nun geklärt haben, welche Aspekte für einen Künstlernamen sprechen, machen wir es noch einen Ticken komplizierter und sprechen über die Nutzung von offenen Pseudonymen.
1. verschiedene Genres
Das ist in erster Linie von Vorteil, wenn du in verschiedenen Genres unterwegs bist, und diese auch mit deinem Autorennamen klar voneinander trennen möchtest. Beispiele dafür wären Liebesromane und Thriller, Ratgeber und Kinderbücher … du weißt schon, Genres, die sich stark unterscheiden — wo also auch deine Zielgruppe eine ganz andere ist und anders bedient werden will.
2. Zwei Veröffentlichungswege
Wenn du zweigleisig fährst, also im Self-Publishing und traditionell über große Verlage veröffentlichst, kann es sein, dass man dir auch anrät, ein Pseudonym für einen der beiden Bereiche zu wählen, damit sich da nichts in die Quere kommt.
Meistens ist es so, dass das andere Genre oder der große Verlag erst später dazu kommt, wenn man bereits ein Publikum mit seinem anderen Namen aufgebaut hat. Dann ist es sinnvoll, das Pseudonym offen zu halten, damit man zumindest einen Teil des Publikums mit rüberziehen kann und nicht wieder bei Null startet.
Bedenken solltest du auf jeden Fall, dass zwei Künstlernamen auch doppelten Aufwand bedeuten. Du musst nicht nur zu sehen, dass du regelmäßig unter beiden Namen veröffentlichst, sondern auch für beide Namen gleichermaßen Werbung machen. Das kann abschreckend sein, wenn du einfach nur schreiben möchtest, deswegen solltest du dir das wirklich gut überlegen.
3. Autoren-Duos
Ein weiterer Grund für ein offenes Pseudonym kann es übrigens sein, wenn du mit jemandem zusammen ein Buch schreibst. Wenn ihr beide noch kein großes Publikum habt und mehrere Projekte gemeinsam umsetzen möchtest, kann es nicht schaden, dass unter einem Namen zu tun. So fällt es euren potenziellen Lesern deutlich leichter, sich den Autorennamen zu merken.
Aber Achtung: Solltet ihr beide schon ein großes Publikum mitbringen, würde ich auch beide Namen aufs Buch schreiben, um eure Leser mit auf das gemeinsame Abenteuer zu nehmen.
Und noch ein kleiner Hinweis: Du kannst dir deinen Künstlernamen auch im Personalausweis eintragen lassen, wenn du als Künstler überregional bekannt bist. Das heißt, deine Veröffentlichungen nicht nur bei deinen Freunden bekannt sind.
Wie finde ich den perfekten Künstlernamen?
Ich denke, mittlerweile dürfte klar sein, dass ein Künstlername praktisch ist und ein paar gewisse Kriterien erfüllen sollte.
Du möchtest gefunden werden, also sollte dein Name einfach und einprägsam sein. Das erreichst du vor allem über Lesbarkeit und Aussprache, auf die du jeden Namen prüfen solltest, der dir beim Brainstorming in den Sinn kommt.
Und hier kommen noch ein paar Tipps, wie du das perfekte Pseudonym für dich findest:
- Inspiration durch andere Namen. Schau in dein Bücherregal oder auf die Bestsellerlisten deines Genres, um zu sehen, welche Namen andere Autoren benutzen. Beachte dabei aber bitte, dass du rein namensrechtlich nicht das Pseudonym eines anderen Autors wählen darfst.
- Orientier dich an deinem Genre und achte darauf, dass dein Künstlername dazu passt. Eine Sissy Lovelace passt nicht unbedingt zu Thrillern, genauso wie ein Erik Andersen vermutlich eher einen Krimi vermuten lässt statt eines Liebesromans.
- Genauso kannst du natürlich bei dir in der Familie nach alten Namen schauen, eine Variation deines Namens oder einen Spitznamen wählen, deinen Nachnamen mit einem anderen Vornamen (oder andersherum) koppeln. Die Inspiration für deinen Autorennamen kann also auch ganz nah bei dir liegen und fühlt sich dann vermutlich auch familiärer an.
- Englisch oder nicht? Eine Überlegung wert ist es auf jeden Fall, einen englischsprachigen Namen zu wählen. Es könnte sein, dass sich dieser in bestimmten Genres einfach besser verkauft.
Ich persönlich benutze übrigens meinen Klarnamen für meine Veröffentlichungen, weil ich damals übers Bloggen zum Veröffentlichen gekommen bin. Ich habe also schon ein kleines Publikum mitgebracht und sah deshalb keinen Sinn in einem Künstlernamen. Rückblickend würde ich sagen, dass mein Publikum gar nicht groß genug war, um wirklich etwas an den Verkaufszahlen auszurichten und ich dementsprechend lieber ein Pseudonym hätte wählen sollen, um mein Privatleben — und vor allem das meines Sohnes — besser zu schützen.
Als ich damals mit der Black Heart Reihe angefangen — und damit ein zweites Genre bedient habe — habe ich drüber nachgedacht, das unter einem Künstlernamen zu tun, aber tatsächlich sind mir die beiden Genres nicht weit genug entfernt bzw. ich schreibe meine Fantasy auch immer recht romantisch, so dass ich mich gegen den Mehraufwand entschieden habe.